Kunst im öffentlichen Salzwedel II

 

 

Im Garten des Jenny-Marx-Hauses, das einerseits eine Ausstellung über Jenny Marx beherbergt, andererseits als Musikschule fungiert (woraus sich eventuell gewisse Kompetenzprobleme hinsichtlich der Gestaltung des Gartens ergeben haben mögen), treffen wir gleich auf mehrere Kunstobjekte. Im Zentrum des Rosengartens befindet sich eine klassische gestaltete Bronzeskulptur einer Frauengestalt. Man könnte vermuten, es handele sich um die Frau des gleichnamigen Philosophen mit dem Rauschebart. Unten am Fuß der Plastik wurde ein Schild installiert, auf dem ein paar einordnende Sätze zu lesen sind, was besonders für touristische Besucher Salzwedels hilfreich sein kann. Ich zitiere buchstäblich: „zentra er P  k  i  ae Ga t e  ; ges alt cn g a    em Ja re 1994  st d e   B on eal stik d e Jerry  A stoba n  n juaenal r ein Alter z  at.“


Ähnlich informativ sind die Tafeln entlang der Rosensträucher, die, wie ich gehört habe, gepflanzt worden seien, um sowohl die Lebensstationen Jenny (oder Jerry?) Marxens als auch die Historie des Hauses symbolisch zu vermitteln. Aus dem Zustand der Rosenpflanzen kann man nun allerdings sehr gut das harte, entbehrungsreiche und von Krankheiten gezeichnete Leben der Ehefrau von Karl Marx ablesen. Besser jedenfalls als von den Schildern selbst.  



Weiter vorn, bei den Fahrradständern, hätte ich mich beinah falsch verhalten. Doch gerade noch rechtzeitig habe ich die seitlich an einem Gebäude angebrachte Hinweistafel gelesen, daß man nicht über die filigran geschnittene Buchsbaumhecke springen soll.


Und wer hätte gedacht, daß es auch nicht gestattet sein würde, Steinchen aus diesem Areal zu nehmen und auf den Weg zu werfen, wo es doch sonst überall in Deutschland erlaubt ist. Unzweifelhaft zeigt sich hier jene Verbotskultur, von der im Feuilleton allenthalben die Rede ist. 

 

Erst auf den zweiten, vielleicht auch vierten oder sechsten Blick erkennt man plötzlich, daß die Buchsbaumhecke nicht einfach nur eine seltsam geschnittene Buchsbaumhecke ist, sondern einen Notenschlüssel darstellt. 

Rorschachtest: Was sehen sie auf diesem Bild? Einen Hodensack mit Penis oder einen Notenschlüssel? 

Da muß also jemand mal auf die Idee gekommen sein: Laßt uns hier im Hof unserer Musikschule eine Hecke pflanzen, die aussieht wie ein Notenschlüssel. Ist das nicht ausgesprochen dekorativ und sinnfällig für eine Musikschule? Aber anstatt sich darüber zu freuen und andächtig innezuhalten bei dem Anblick dieses Buchsbaumnotenschlüssels, haben Schüler- (innen) und Besucher- (innen) nichts Besseres im Sinn als dort reinzuspringen.


 

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