Da Jeetze

 


Wenn man nach Norden fährt, mit dem Rad über Betonplattenwege holpernd, die noch von den Grenztruppen zur Bewachung des "antifaschistischen Schutzwalls" befahren wurden, hat man seine Einsamkeit oder (mit Freundin) seine Zweisamkeit. Hier trifft man niemanden, außer dem abgestellten Auto eines Anglers, den man selber kaum im dicht mit Bäumen und Gesträuch bewachsenen Uferbereich der Jeetze entdeckt. Die Jeetze, nachdem sie sich bei Salzwedel mit der Dumme (auch so ein Flüsschen mit unvorteilhaftem Namen) etwas verbreitert hat, dümpelt hier träge gen Niedersachsen hinüber. Kann man dieses Gewässer noch einen Fluß nennen oder ist es nicht schon längst zu einem „Steh“ geworden? Soweit ich einen Blick durch das Uferdickicht auf die Wasseroberfläche riskiert habe (Zeckenangst läßt grüßen), ist sie mit Seerosen und Entengrütze bedeckt. 

Man sollte nicht zu nah rangehen wegen des endemischen Jeetze-Alligators. 

Das Gefälle in diesem Flachgebiet fällt so gering aus, daß eine Fließrichtung mit bloßem Auge nicht am Wasser abzulesen ist. Von den vielen Melorationsgräben, ihren künstlichen Gewässergeschwistern, die sich rings um sie her in die Landschaft legen, unterscheidet sie sich kaum. 

Das ist so ein Meliorationsgraben (melior heißt auf Latein verbessern. Habe ich auch erst jetzt zum ersten Mal nachgeschlagen). Geradezu, hinter der Baumkette, verläuft die Jeetze.

Einstmals stakelten Schiffer auf der Jeetze salzbeladene Boote der Hanse, jetzt hätten schon Paddler Schwierigkeiten auf ihr bis zur Elbe zu gelangen. Wir bevorzugen eh das Rad und werden auf diesem neben ihr her verlaufenden (ich nenne ihn mal sehr zurecht) NVA-DDR-Unrechts-Plattenweg so durchgerüttelt, daß ich um meine Zeugungsfähigkeit fürchten muß. Urologisch leicht derangiert, gelangten wir nun wieder an die ehemalige innerdeutsche Grenze, dem heutigen grünen Band. Das bereits erwähnte Kreuz für Hans Franck steht hier. 

 

Die CDU von Salzwedel hat einen Kranz abgelegt, obwohl es die Linkspartei nötiger hätte. Auf einer Bank kann man dann versonnen in die Weite schauen. So schön können ehemalige Todesstreifen sein.


 

 



 

 

 

 

 

 

Auf dem Weg zurück wollte mich auch meine Freundin mal fotografieren.

Ich sehe ein bißchen aus wie Onkel Wasja. 


 














                                                           Ich bin Onkel Wasja.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Besuch der katholischen Freundin

Abschied

Tierpark