Politbüros

Wie heißt es im Grundgesetz: Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. So auch in Salzwedel. Ohne sich etwas Schlimmes zu denken, während wir durch Salzwedel schlendern, stehen wir unversehens vor dem Ortsparteibüro der CDU und gewinnen den Eindruck, ja, Politikberatung hätte hier helfen können.

 

Wie man sieht, es präsentiert sich die CDU-Doppelspitze von Salzwedel. Carsten Borchert und sein eineiiger Zwilling kandidieren gemeinsam um die Gunst des Salzwedeler Wahlvolks. Erst auf den zweiten Blick werden wir gewahr, das ist ja ein und derselbe Carsten Borchert. Frei nach dem Motto: Wenn ein Plakat nicht ausreicht, um sich darzustellen, dann nimm zwei. Wie bei der bekannten Bonbonsorte. Ich finde, dieser Ansatz ist noch zu bescheiden. Wie sagte schon Panzergeneral Guderian: Klotzen nicht kleckern. Warum nicht drei oder vier Plakate von Carsten Borchert, oder noch besser fünf oder sechs. Man signalisiert dem politischen Gegner, so schnell gehen uns mit Herrn Borchert die Köpfe nicht aus. Mag auch mal einer versehentlich Hals über Kopf verlustig gehen, ist das überhaupt nicht schlimm, es gibt ja noch ein paar davon. Soweit es die Fassadenfläche erlaubt, darf sich die CDU getrost als die vielköpfige Hydra des entschlossenen Konservatismus darstellen („Weiter standhaft für unsere Region“, wie es auf dem Plakat heißt), die nicht ohne weiteres zu enthaupten ist.

Etwas abwechslungsreicher aufgestellt erscheint uns die SPD. Wir erkennen mehrere unterschiedliche Menschen auf den Plakaten. Im Zentrum Juliane Kleemann. 


Im Kontrast zu Carsten Borchert - wir erinnern uns, das doppelte Lottchen von der CDU, der - typisch Mann möchten man meinen - noch recht trotzig seine Standhaftigkeit auf seinen beiden Plakaten gepriesen hat, geht Juliane Kleemann, wie man dem Text auf ihrem Plakat entnehmen darf, die Politik „mit Herzblut und lernend“ an und zwar, wie sie im weiteren nach einem Bindestrich ausführt, „für Sachsen-Anhalt, die Altmark und Dich“, das heißt, auch für mich möchte sie lernen. Lenin nervte ja noch mit seinem „Lernen, lernen und nochmals lernen“. Hätte er gesagt: Ich lerne, lerne und lerne nochmals für Dich, wäre mir das damals in der Schule viel sympathischer gewesen als dieser nervige Lernbefehl, der heutzutage als Konzept des „Lebenslangen Lernens“ wiederkehrt und Anstrengung bis zur Rente verspricht. Der zweite Kandidat im Schaufester hat schon ausreichend gelernt, er trägt einen Doktortitel, Dr. Herbert Wollmann. Auf den anderen Plakaten erkennen wir weitere Parteimitglieder in der Kulisse von Salzwedel. Es gibt außerdem drei Fahnen in den Schaufenstern, und, jetzt wird es doch etwas krempelig, noch eine leere Flasche und eine alte Petroleumlampe. Erinnerungsstücke von Herrn Wollmanns Oma vielleicht? Wenn das Büro schon damit wirbt, „Das besondere SPD-Bürgerbüro“ zu sein, dann vielleicht auch dieser Utensilien wegen. Ganz besonders wird es allerdings erst im linken Schaufenster. Dort hockt ein rotes, recht übergewichtiges SPD-Eichhörnchen. Man denkt erst, ach wie süß, tritt man dann aber näher heran, bis man die Schrift auf ihm lesen kann, muß man folgendes zur Kenntnis nehmen:

„Liebe Spaziergänger*innen, wir sind fleißig wie Eichhörnchen und kümmern uns ehrenamtlich um diesen Weg. Dieser dient zur Erholung. Wir bitten Sie daher höflich

-        um rücksichtsvolles Verhalten

-        Abfälle jeglicher Art in die Eimer zu werfen

-        Hunde an der Leine zu führen und deren Kot mittels der gelben Tüten in die Sammelbehälter zu entsorgen. Vielen Dank“

WTF!!! Das fette SPD-Eichhorn, das mich hier zutextet, kann mich mal. Und welcher Weg soll hier der Erholung dienen? Der Bürgersteig davor etwa? Nach einem langen Arbeitstag sagt sich der Salzwedeler: Ach ja, jetzt werde ich mich mal eben erholen gehen auf dem Weg vor dem besonderen SPD-Bürgerbüro. Kein Wunder, daß die SPD in den Umfragen mal wieder im Keller ist.

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