Das große Planschen

 

Eine Frage, die sich bei der Aufnahme des Innenhofs aufdrängen mag, ist, woher kommt das Planschbecken? Ist es das zur Grundausstattung gehörende Salzwedeler Stipendiatenplanschbecken, in dem auch schon Reinhard Jirgl (Stipendiat in Salzwedel im Jahr 2004) sich mit seinem Quietscheentchen vergnügt hat? Die Altmärker Sommer sind nicht zu unterschätzen und auch in so gut isolierte Häuser wie dieses dringt irgendwann die Hitze ein. Ist es da nicht geboten, für Kühlung zu sorgen? An vieles wurde zwar bei der Ausstattung des Stipendiantenhauses gedacht, an ein Plantschbecken leider nicht. Dank der inzwischen auch gar nicht zu verachtenden finanziellen Ausstattung des Stipendiums von, ich wiederhole, monatlich 1500 Euro, darf es auch ein bißchen Luxus sein. Im Salzwedeler Obi erstand ich für 20 Euro das „Planschbecken Tropical“, dazu noch zwei Liegestühle. Ich will unbescheiden sein. Vielleicht läßt sich für das nächste Haushaltsjahr beim Land Sachsen-Anhalt einen Bauförderantrag stellen für einen Stipendiatenpool, genug Platz im Innenhof ist ja vorhanden, und zukünftige Stipendiatengenerationen würden es mir sicher zu Gute halten, in meinem Blog den Anstoß dazu gegeben zu haben.


Wenn man mich mit einem Bier in der Hand so im Wasser liegen sieht, sollte man jedoch nicht der Idee verfallen, daß das alles nur dem reinsten Vergnügen diente. Mitnichten! Es ist Erinnerungsarbeit für meinen Roman. Im Kindergarten wurde ich das erste Mal mit einem Planschbecken konfrontiert. Es war wohl im Sommer 1981, alle Kinder sprangen begeistert hinein. Zwei Mädchen und ein Junge standen beiseite und fanden kein Vergnügen an diesem rohen Badespaß, der sich darin gefiel, die Mitkindergartenkinder rücksichtslos vollzuspritzen. Erst als sich alle doofen Kinder ausgetobt hatten, gingen die drei, langsam, ganz langsam hinein. Denn Wasser ist schließlich naß. Und außerdem ist es im Verhältnis zur Umgebung auch noch kühl. Bevor ich nun also ganz entspannt so im Planschbecken liegen konnte, brauchte ich eine gute halbe Stunde Zeit, um mich an das Element zu gewöhnen. Meine katholische Freundin wollte von dem Vorgang schon einen Film drehen. Und einmal hat sie mich auch vollgespritzt. Ich sage das, damit man auch mal mitbekommt, daß sie ganz schön gemein zu mir sein kann. Unter der ständigen Gefahr einer Retraumatisierung glitt ich Millimeter für Millimeter tiefer hinein wie damals 1981. Immerhin hat sie mir das Bier aus dem Kühlschrank gebracht.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Besuch der katholischen Freundin

Abschied

Tierpark